Im Gespräch mit Marcel Dykiert
Regelmäßig geben wir „junge(n) Fotografen“ die Möglichkeit sich und ihre Arbeiten hier vorzustellen. Nun möchten wir auch den „alten Hasen“ eine Plattform bieten ihre Werke zu präsentieren. Gleichzeitig ist das ein Aufruf an alle Fotografen, egal ob Amateur oder schon Profi, sich bei uns zu melden! Jeder ist Willkommen!
Heute stellen wir Marcel Dykiert vor:
Steckbrief:
-Name: Marcel Dykiert
-Alter: Ich bin Jahrgang 77
-Motivation: Die Liebe
-Ziele: Der Rand des Alltäglichen
-Art der Fotografie: Ich weiß nicht, ob das für mich spricht, aber ich glaube nicht, dass ich mich da festlegen kann oder will.
-Referenzen: Meine Homepage: www.wasichsah.de
-Größter Erfolg: Bestes Einzelfoto & dritter Platz im Berliner Fotomarathon 2010 in Wettbewerben. Für das Marriott Hotel München habe ich mit meinem Kollegen eine Fotoreihe über ihre Mitarbeiter gemacht – „A Face to the Service“. Die kam so gut an, dass sie nicht nur als Promomaterial benutzt wird, sondern auch als Ausstellung im Hotel zu bewundern ist.
Allerdings ist es so, dass ich Fotos (auch Auftragsarbeiten) in erster Linie für mich mache. Größte Erfolge sind daher Bilder, die vor mir bestehen – das sind nicht notwendigerweise Fotos, die Preise gewinnen oder sich verkaufen.
-Stell dich doch bitte vor?
Ich bin Marcel, 34 Jahre alt, komme aus Berlin und habe eigentlich Literatur, Politik & Philosophie studiert. Dann bin ich als Quereinsteiger beim Film gelandet und dort …
-Wie hast du zur Fotografie gefunden?
… habe ich zur Fotografie gefunden. Ich habe wahnsinnig viele Portraits für die Arbeit machen müssen (Ich war im Casting Dept.), war aber mit der Qualität der Bilder nicht zufrieden. Also habe ich mir ein Buch über Portraits gekauft und war von der Vielzahl von Möglichkeiten absolut fasziniert. Damals kam gerade die Sony Alpha 100 auf den Markt und da sie überall gut besprochen wurde, habe ich zugeschlagen.
-Wie lange fotografierst du schon und was für eine Ausrüstung verwendest du ?
Obwohl es ein Nischensystem ist, bin ich bei Sony geblieben, bin aber vor zwei Jahren zur 900 gewechselt, da ich die 100 schnell ausgereizt hatte. Zur Entwicklung benutze ich Aperture, wenn etwas mehr zu tun ist, nehme ich PS.
-Ist Fotografie nur ein Hobby für dich oder fotografierst du auch beruflich ?
Weder noch: Fotografie ist meine Leidenschaft. Manchmal verdiene ich Geld damit, aber nur, wenn mich der Auftrag interessiert. Ich bin in der luxuriösen Lage, einen Job zu haben, der mich ernährt, so dass ich mir das aussuchen kann. Ich mache gerne Portraits, aber wenn ich aus finanziellen Gründen dazu gezwungen wäre, würde aus der Liebe schnell eine Last werden. Es ist leichter mich für einen Job zu begeistern, der interessant ist, aber weniger Geld hat, als für eine Geschichte, die mich nicht reizt, aber über mehr Geld verfügt. Geld verdirbt die Liebe … Ich sehe das als ein großes Privileg.
-Was sind deine Lieblingsmotive ? Was fotografierst du am liebsten ?
Meine Lieblingsmotive … das ist schwierig. Ich habe mich nicht auf ein Genre festgelegt und kann deswegen keine einfache Antwort auf die Frage geben. Ich habe anfangs viele Ruinen fotografiert und mache das auch heute noch gerne, aber am Ende komme ich doch immer wieder auf Menschen zurück – selbst, wenn sie im Bild fehlen. Vermutlich dreht sich Fotografie am Ende immer um das Menschliche.
-Was macht deine Fotos aus ? Verfolgst du einen bestimmten Stil ?
Stillosigkeit ist mein Stil. Ich versuche jedes Motiv für sich zu sehen und entscheide dann über mein Vorgehen und die Art der Entwicklung. Man wird meine Fotos also kaum an meiner Handschrift erkennen, aber ich glaube, dass ich mir so einen weiteren Blick bewahre. Zudem würde es mich langweilen, immer das gleiche zu tun.
-Wo fotografierst am häufigsten ? Und gibt es eine Tageszeit die du bevorzugst ?
Tja – auch hier keine eindeutige Antwort, bis auf diese: Ich stehe gerne früh auf und fotografiere im ersten Tageslicht. Das passt natürlich eher zu Landschaften und Architektur, als zu Portraits (obwohl vielleicht eine „out of bed“ Reihe möglich wäre …). Auf Reisen (ich bin öfter in Spanien und war zweimal in Bangladesch) fotografiere ich zumindest von der Idee her am liebsten, weil hier alles zusammen kommt: Street Photography, Architektur, Portraits, Stilleben …
-Was für Ziele verfolgst du und was sind deine Pläne für die Zukunft ?
Ich würde ganz eindeutig gerne noch mehr Reisen. Für dieses Jahr stehen (bis jetzt) drei Trips fest – der Süden Spaniens (wo ich öfter bin), Rumänien und einer nach Schweden. Auf alle drei freue ich mich schon sehr, aber mein Traumfernziel ist Tibet. Eine Foto-Trekking-Tour durch den Himalaya ist mein definitives Traumziel.
Vielen Dank Marcel, hast du noch etwas auf dem Herzen ?
Ende 2010 habe ich mal ein ganz anderes Projekt angefangen und obwohl das schon lange abgeschlossen ist, hat mich diese Art der Arbeit sehr fasziniert. Für einen Wettbewerb habe ich eine Serie gemacht, eine Reminiszenz an die Klassiker des Films aus der Weimarer Repubilk (Metropolis, Nosferatu, Das Labyrinth des Dr. Caligari).
Ich habe eine kurze Geschichte in 15 Bildern erzählt, die sich sowohl inhaltlich als auch vom Look an den Meisterwerken orientiert haben. Im Wettbewerb habe ich nichts gewonnen, aber es hat Spaß gemacht, ein Foto nicht einzeln, sondern im Zusammenhang zu sehen. Außerdem brauchte ich für die Geschichte die tatkräftige Unterstützung vieler Freunde, die mir mit dem Licht, Maske und auch der Nachbearbeitung geholfen haben, von den Darstellern natürlich mal abgesehen. Auch das war eine ganz neue Erfahrung.
Ich mag das Ergebnis sehr und will in diesem Jahr auf jeden Fall etwas ähnliches versuchen.
Du findest die Reihe hier: http://www.wasichsah.de/?cat=12
Dieses Bild sind meine beiden Hauptdarsteller aus der Wettbewerbsreihe: Dr. Nemesis transformiert im Laufe der kurzen Handlung die junge unschuldige Michalina Blanche in die finstere Michalina Noir. Sind die beiden nicht ein hübsches Paar?
Kommt Dir dieser Ort vage bekannt vor? Das ist der Plaza del Españain Sevilla. Das Gebäude wurde ursprünglich für die Iberoamerikanische Ausstellung 1929 gebaut, diente dann aber auch als Filmkulisse unter anderem für die neuen Star Wars Filme. Dem Spiel aus Licht und Schatten hätte ich gerne noch sehr viel mehr Zeit gewidmet.
2010 und 2011 habe ich eine Hilfsorganisation bei ihrer Arbeit in den ländlichen Regionen in Bangladesch begleitet und ihre Arbeit dokumentiert. Das war bis jetzt eines meiner spannensten Projekte und ich hoffe, dass ich es noch einmal da hin schaffe. Dieses Bild ist im Sonnenuntergang am Rande eines kleinen Dorfes entstanden. Das Licht in Bangladesch ist definitiv eine Reise wert!
Hier ein Foto zum Thema „Am Rande des Alltäglichen“. Dieses gute Stück, es ist Teil eines verlassenen Vergnügungsparks, liegt mitten in Berlin und ist der Beweis dafür, dass man nicht immer an exotische Orte reisen muss, um ungewöhnliche Motive zu finden. Am Rande des Alltags verbergen sich viele eigenartige Geschichten.
Landschaftsaufnahmen mache ich weniger, aber wenn sich der Aletsch Gletscher zu Deinen Füßen präsentiert … da kann ich natürlich nicht widerstehen. In den Bergen zu fotografieren kann aus vielen Gründen eine Herausforderung sein. Hier war das Wetter schwierig, aber die Wolkendecke riss kurz auf und ich konnte diesen absolut spektakulären Ort fotografieren.
Dieses Bild ist in einem verlassenen Kinderkrankenhaus entstanden. Ehrensache, dass an solchen Orten nichts kaputt gemacht wird, kein Müll zurück bleibt und alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Übrigens noch so ein Ort, der im Herzen Berlins liegt … am Rande des Alltags.
Dieser geplante Schnappschuss war 2010 bestes Einzelfoto in einem Wettbewerb zum Thema „Nachtschwärmer“.
Tiere im Zoo zu fotografieren ist ja eher eine Fingerübung, was aber nicht bedeutet, dass keine ansprechenden Bilder dabei entstehen können. Diese Schönheit war so freundlich kurz still zu halten, ein Polfilter hat zwar die Lichtsituation erschwert, aber die lästigen Reflektionen der Scheibe minimiert.
Das ist ein Foto, das ich zusammen mit einem Kumpel für ein CD Booklet für eine befreundete Band gemacht habe. Urspünglich hatten wir etwas ganz anderes geplant, aber als wir die Ente gesehen haben, haben wir sie spontan mit eingebaut.
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