Die „Was ist eigentlich…?“-Reihe befasst sich regelmäßig mit Fotografietechniken, die für jeden leicht umzusetzen sind und eine große Wirkung erzielen. Heute geht es um die optimale Wahl der Schärfeebene.

Hat man erst einmal den Zusammenhang zwischen Blende und Verschlusszeit verstanden, lässt sich eigentlich jedes Motiv in/mit optimaler Schärfe/Tiefenschärfe aufnehmen… sollte man meinen! Doch weiterführend und passend zur „Was ist eigentlich…?“-Serie möchten wir hier noch einmal genauer auf die „perfekte“ Schärfeebene eingehen, und wie man mit dieser umgeht. Doch zunächst stellt sich die Frage:

Was ist eine Schärfeebene?

Die Schärfeebene bezeichnet in der Fotografie jene Ebene in einem Raum, die vom Objektiv fokussiert wurde und somit scharf gestellt wurde. Die Schärfeebene kann durch den Autofokus, oder aber auch durch den manuellen Fokus bestimmt werden. Das Wichtige dabei ist, dass diese Ebene einen maßgeblichen Einfluss auf die Aussage eines Fotos besitzt. Ein Motiv, welches im Foto scharf erscheint, wird in der Regel als Hauptmotiv wahrgenommen. Ist die Schärfeebene falsch gewählt, verliert ein Foto womöglich an Aussagekraft.

Wie „funktioniert“ eine Schärfeebene?

Die Schärfeebene verläuft in der Regel parallel zur Linse. Das folgende Foto zeigt eine Bahnschiene aus der Froschperspektive. Die Schärfeebene ist rot markiert.

Schärfenebene

Interessant zu wissen ist, dass 1/3 vom gesamten Schärfebereich vor der Schärfeebene liegt, und 2/3 des Schärfenbereichs liegt hinter der Schärfeebene. Der Schärfenbereich ist der Bereich, den das menschliche Auge als scharf wahrnimmt. Die Größe dieses Bereichs wird maßgeblich von der Blendenöffnung bestimmt.
In dem Foto ist gut zu erkennen, dass der vordere Teil der Bahnschiene unscharf erscheint. Sobald die Bahnschiene „scharf wird“, beginnt der Schärfebereich und die Schärfeebene teilt diesen Bereich nach genau einem Drittel. Zusammenfassend bedeutet dies, dass vor der Schärfeebene 1/3 der Gesamtschärfe, und hinter der Schärfeebene 2/3 der Gesamtschärfe abgebildet werden. Mit diesem Wissen lässt sich der Schärfebereich optimal auswählen. Analog dazu lässt sich der Schärfeverlust auf ein Minimum reduzieren.

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Wie wende ich die Schärfeebene optimal an?

Zu wissen, wie die Schärfeebene „funktioniert“, ist die eine Sache. Bei der Anwendung sollte man jedoch auch immer die optimale Einstellung der Blende berücksichtigen. Einige Standardsituationen sind hier genauer erläutert.

Einzelporträt

„Bei einem Porträt einer einzelnen Person kann man doch eigentlich nicht viel falsch machen. Linse aufs Gesicht halten, scharf stellen, abdrücken – fertig!“ – Und doch geistern hier und da so einige Porträts rum, aus denen man viel mehr hätte machen können!

Das wichtige bei einer Porträtaufnahme ist, eine komplette Person oder ein komplettes Gesicht scharfzustellen (in der Regel). Ein verschwommener Hintergrund betont das Hauptmotiv einer Porträtaufnahme zusätzlich. Optimal ist es, einen einzelnen Autofokuspunkt auszuwählen, und diesen auf das Auge des zu Porträtierenden zu richten. Der Grund ist, dass wir immer zuerst in die Augen blicken, wenn wir ein Porträt betrachten. Daher wäre nichts ärgerlicher, wenn das Ohr oder die Nase schärfe erscheint, als das Auge. Gerade bei einer großen Blendenöffnung kann dieser Fehler schnell passieren – z. B. mit Festbrennweiten.

Hat man das Auge entsprechend fokussiert, legt man sich mit halb durchgedrücktem Auslöser seinen Bildausschnitt entsprechend zurecht und drückt ab. Für einen unscharfen Hintergrund sollte man je nach Raumsituation die Blendeöffnung nicht kleiner als f/8,0 wählen. Es gilt: Je größer die Blendenöffnung, desto wichtiger ist die Fokussierung der Augen für eine optimale Schärfeebene.

Mehrere Personen oder Lebewesen

Möchte man mehrere Personen oder Lebewesen wählen, fokussiert man einfach auf ein Gesicht und legt so seine Schärfeebene fest. Alle anderen Personen oder Lebewesen sollten sich auch auf dieser Schärfeebene befinden.

In dem Beispiel wurden zwei Hunde fotografiert. Das Gesicht des rechten Hundes wurde fokussiert und die Schärfeebene wurde so bestimmt. Das Gesicht des zweiten Hundes liegt auf der gleichen Ebene. Hierbei ist besonders zu beachten, dass die Kamera parallel zum Motiv ausgerichtet ist, um eine optimale Schärfe zu erreichen.

Gruppenporträt

Sollte man eine Gruppe (z. B. eine Menschengruppe) mit einer großen Blendenöffnung fotografieren, kann es schnell passieren, dass Teile der Gruppe unscharf abgebildet werden. Grund dafür ist, dass sich eine Menschengruppe meistens nicht auf einer einzigen Ebene befindet, sondern dass die Gruppe im Raum verteilt ist.

Menschengruppe

In diesem Beispiel befinden sich mehrere Personen auf einem Bild. Die Frau im gelben T-Shirt, die sich mit dem Rücken zur Linse sitzt, befindet sich näher an der Kamera als der Mann mit der Sonnenbrille im Hintergrund. Daher gilt es bei einem solchen Motiv genau auf die Schärfeebene zu achten. Da sich der Schärfenbereich ein Drittel vor und zwei Drittel hinter der Schärfeebene befindet, empfiehlt es sich hier, auf den Mann mit dem schwarzen Shirt (ganz rechts im Bild) zu fokussieren. Grund: Die Ebene, auf die sich dieser Mann befindet, teil die Gruppe im Verhältnis 1:2.

Auch bei Gruppenfotos, bei denen alle Leute brav in mehreren Reihen stehen (z.B. bei Klassenfotos), lässt sich diese Regel gut anwenden. Bei einem Klassenfoto, auf dem vier Menschenreihen zu sehen sind, ist es optimal, die Schärfeebene auf die zweite Menschenreihe zu legen, da so der optimale Schärfenbereich ausgenutzt wird. Vor der Schärfeebene befindet sich dann eine Menschenreihe (1/3) und hinter der Schärfeebene zwei Menschenreihen (2/3).

Fokussierung bei kontrastarmen Motiven

Gerade bei Nachtaufnahmen kann es leicht passieren, dass der Autofokus versagt und selbst ein manuelles Fokussieren nur schwer bis gar nicht möglich ist. Abhilfe schafft hier meist eine Taschenlampe.

Nachtaufnahme

Bei Motiven, die teilweise im Licht stehen und einzelne kontrastarme Bereiche besitzen, kann es vereinzelt auch zu Problemen kommen. Liegt der Fokussierungspunkt in einer kontrastarmen Region (z.B. dunkle Partien), versagt der Autofokus schnell. Hier sollte man einfach einen anderen Punkt fokussieren. Hierbei ist es nicht relevant, ob der neue Fokussierungspunkt weiter oben oder weiter unten liegt. Wichtig ist es, auf der gleichen Ebene zu bleiben. Der neue Punkt darf nicht zu weiter vorn oder zu weit hinten liegen.

Weitere Beiträge aus der „Was ist eigentlich…“-Serie:

Teil 1: Was ist eigentlich die „Blaue Stunde“?

Teil 2: Was ist eigentlich der „Goldene Schnitt“?

Teil 3: Was ist eigentlich die „Drittel-Regel“?

Teil 4: Was ist eigentlich eine „Diagonale“?

Teil 5: Was ist eigentlich „Motivüberlagerung“?

Teil 6: Was ist eigentlich die „perfekte Schärfeebene“?