Entfesseltes Blitzen ermöglicht dem Fotografen einen ungeheuer großen Spielraum an Gestaltungsmöglichkeiten in der Fotografie. Wir erläutern nützliche Tipps und Hinweise und zeigen die perfekte Ausrüstung für jedermann.

Ich kann mich noch ganz genau an den Moment erinnern, an dem ich meine erste DSLR in der Hand hatte. Und von den ersten 10 Fotos, die ich damit gemacht habe, habe ich bei 8 den internen Kamerablitz verwendet, da ich es unglaublich toll fand, wie dieser im Automatikmodus kurz vor der Auslösung aus dem Gehäuse sprang.

Mittlerweile sind ein paar Tage vergangen. Es kamen nicht nur neue Objektive hinzu und sondern auch zahlreiche Ausrüstungsgegenstände. Analog dazu stiegen natürlich auch die Ansprüche und Erwartungen an eigene Fotos und schnell blieb der interne Blitz da, wo er hingehört: Im Gehäuse der Kamera.

Foto: Ronny Senst / Pixelio.de

Foto: Ronny Senst / pixelio.de

Durch die Verwendung externer Blitzgeräte ergeben sich unzählige Möglichkeiten für die Motivgestaltung und die Bildkomposition. Wer dabei seinen Blitz „gefesselt“ im Blitzschuh lässt, wird wohl nur einen kleinen Teil dieser Möglichkeiten entdecken. Das Stichwort lautet: entfesseltest blitzen.
Warum entfesselt blitzen?

Das „Spiel mit dem Licht“ gehört zu der Fotografie wie das Ying zum Yan. Wer spannende Motive wirkungsvoll festhalten will, kommt ohne den kreativen Einsatz von Licht (sei es künstliches oder natürliches Licht) nicht drum rum. Das entfesselte Blitzen ist ein wichtiger Schritt in genau diese Richtung.

Foto: segovax / pixelio.de

Foto: segovax / pixelio.de

Die Steuerung von Blitzen ist im automatischen (TTL- oder A-)Modus oder im manuellen Modus möglich. Im Automatikmodus wird die Helligkeit des Blitzes in Abhängigkeit von der Brennweite, dem ISO-Wert und der Blende automatisch geregelt. Durch das entfesselte Blitzen nimmt der Fotograf direkten Einfluss auf die Art und Wirkung des Lichtes und hat damit die volle Kontrolle.

Zum einen ist hier die Entfernung der Lichtquelle zum Motiv zu erwähnen. Durch Variation der Entfernung ist auch eine Variation der Helligkeit möglich. Dabei gilt die Faustregel: Bei doppelter Entfernung der Lichtquelle zum Motiv ist nur noch 25% (ein Viertel) der Helligkeit vorhanden.

Zum anderen lässt sich bei der Entfesselung von Blitzen die Größe des Lichtkegels beeinflussen (durch größeren Abstand) und somit auch die zu beleuchtende Fläche. Durch den Einsatz von zusätzlichem Equipment wie Softboxen, Abblendklappen, Diffusor oder Reflektor-Schirmen lässt sich das Licht gezielt lenken. So ist es sogar möglich, extreme Weitwinkelaufnahmen gekonnt auszuleuchten. Auch bei der Motivgestaltung lässt sich auf diesem Weg mehr rausholen. Durch den Einsatz von großen Lichtquellen (z.B. Reflektor-Schirme) entstehen sehr weiche Schatten und große Glanzlichter, während beim Einsatz von kleinen Lichtquellen (z.B. Abblendklappen) eher harte Schatten mit kleinen Glanzlichtern entstehen.

Foto: Ronny Senst / Pixelio.de

Foto: Ronny Senst / pixelio.de

Doch das wohl größte Potential des entfesselten Blitzens besteht darin, dass der Fotograf gezielt Einfluss darauf nehmen kann, in welchem Winkel das Licht auf das Motiv einfällt. Ein Blitz im Blitzschuh leuchtet einen Abbildungsgegenstand nur frontal aus. Erst durch eine Veränderung der Position eines Blitzgerätes (unabhängig von der Kamera) wird es möglich, einen Raumeffekt in (fast) jedes beliebige Foto zu zaubern.
Methoden zum Entfesseln eines Blitzgerätes


1) Das Blitzkabel

Canon Externes Blitzkabel OC-E3Das Blitzkabel ist zwar nicht der optimalste Weg, um entfesselt zu blitzen. Dennoch ist er gut für Einsteiger geeignet. Blitzkabel sind nicht nur zuverlässig und preiswert (ab ca. 15,- €), sondern auch unempfindlich gegen äußere Einwirkungen (aufgrund mangelnder Technik). Blitzkabel werden zwischen Blitz und Body montiert. Aufgrund der Länge der Blitzkabel ist jedoch nur eine eingeschränkte Nutzung gegeben. Wirklich Sinn macht die Verwendung in Kombination mit einer L-Schiene in der Portraitfotografie, um Motive auf unterschiedlichen Positionen (vor allem Höhen) auszuleuchten.


2) Der optische Blitzauslöser

Optischer BlitzauslöserOptische Blitzauslöser sind etwas teurer als Blitzkabel (ab ca. 35,- €), doch sie lassen einen umfangreicheren Einsatz zu. Optische Auslöser ersetzen den Blitzschuh des Kamerabodys. In ihnen ist eine Fotozelle integriert, die auf Lichtsignale reagiert. Voraussetzung für die erfolgreiche Verwendung ist, dass sich auf dem Kamerabody ein zusätzlicher Blitz befindet (auch die Verwendung des internen Blitzes ist möglich). Leuchtet dieser Blitz auf, werden zeitgleich auch all jene Blitzgeräte ausgelöst, die in der näheren Umgebung mit einem optischen Blitzauslöser ausgestattet sind.
Die klare Stärke bei diesem Verfahren liegt nicht nur im oben erwähnten Preis, sondern auch darin, dass quasi eine unbegrenzte Anzahl an Blitzen verwendet werden kann. Auch ältere Blitze sind mit diesem „System“ kompatibel. Nachteilhaft hingegen ist, dass alle Blitze im manuellen Betrieb laufen müssen, da keine Auslösedaten wie ISO-Wert, Brennweite oder Blendenöffnung übermittelt werden können. Des Weiteren funktioniert diese Methode bei stärkeren Lichtverhältnissen (z.B. bei Tageslicht) schlechter, als in dunkleren Räumen.


3) Funk-Blitzauslöser

Funk-BlitzauslöserFunk-Blitzauslöser sind fast das gleiche wie Kabelauslöser, nur mit dem Unterschied, dass das Kabel fehlt. Ein Set Funkauslöser besteht aus Sender und Empfänger. Der Sender wird auf den Blitzschuh der Kamera montiert. Der Empfänger wird mit dem Blitzgerät (oder auch mehreren) verbunden. Beim Betätigen des Auslösers wird ein Funksignal zum Empfänger übertragen und der Blitz wird ausgelöst.
Zu haben sind solche Funkfernauslöser bereits ab 40,- €. Dafür bekommt der Fotograf ein System mit hoher Flexibilität und enormer Reichweite (ab 30 Meter). Im mittleren dreistelligen Preisbereich sind sogar Systeme mit mehreren 100 Metern Reichweite und unzähligen Features erhältlich.


4) Blitzsysteme

Canon Speedlite 580EX II Blitzgerät (Leitzahl 58)Modernere Kamerasysteme bieten die Möglichkeit, entfesselte Blitze direkt über die DSLR fernzusteuern, ohne externen Sender und Empfänger (Master-Slave-Prinzip). Blitzeinstellungen werden direkt über das Kameramenü vorgenommen. Die Kreativität kennt beim Einsatz solcher Systeme keinerlei Grenzen.

Praxisbeispiel: Die Canon EOS 7D ist in der Lage, verschiedene Modelle der Canon Speedlight-Serie anzusteuern. Mit anderen Canon-Modellen, die dazu nicht in der Lage sind, tut es auch die eingebaute Master-Slave-Funktion in den Blitzen selber. So ist eine Canon Speedlight 580EX (Master) – montiert im Blitzschuh einer Kamera – in der Lage, beliebig viele andere Speedlight-Blitze mit Slave-Funktion (z.B. Canon Speedlight 430EX) drahtlos anzusteuern.

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